Das MIT hat ein Tool veröffentlicht: Immersion. Es analysiert die Metadaten aller Nachrichten im Gmail-Account und zeigt, dass schon diese Informationen verraten, wie mein Sozialleben funktioniert.
Man muss gar nicht die ganze Mail mitlesen. Schon die Metadaten lassen Rückschlüsse zu. Metadaten? Das sind in der Telekommunikation jene Informationen darüber, mit wem man wie oft wann kommuniziert hat. Wen habe ich angerufen, wen angemailt, wer war in CC?
Das MIT hat vor einigen Tagen ein interessantes Online-Tool veröffentlicht: Immersion. Damit kann jeder Googlemail-Nutzer seine Metadaten analysieren. Das Tool durchwühlt die Informationen und visualisiert sie in einer Grafik: Das persönliche Netzwerk wird sichtbar. Ich habe es gemacht, und meine Übersicht geht zurück bis 2009, seit dem Jahr nutze ich meinen aktuellen Gmail-Account. Und seitdem hat Google bei mir fast 10.000 E-Mails archiviert. Nichts davon wurde je gelöscht. Das größte Aufkommen hatte ich 2010, zeigt mir Immersion.
Bei der Visualisierung meiner Daten zeigt sich ein interessantes Muster meiner Netzwerke: Leicht auszumachen sind die Schulfreunde, die Bonner (Uni-Freunde), Berliner. Jeweils in sich geschlossene Netze, aus denen man einiges schon über die Verflechtung der Einzelpersonen lesen kann. Größere Netzverknüpfungen gibt es lediglich durch ehemalige Partnerinnen. Mithilfe eines Zeitstrahls sehe ich in der interaktiven Grafik dann, wie diese Partnerinnen auftauchen, wichtiger werden und dann wieder verschwinden. Auch wenn es „nur“ Metadaten sind – sie geben genug Informationen darüber, wie mein Sozialleben funktioniert.
Diese Analyse zeigte Immersion nur wenige Sekunden nach dem Einlesen der Daten an. Für moderne Maschinen ist totale Überwachung etwas, das sie mit links erledigen können. Die Herrschaften des MIT hatten das Tool ganz unabhängig von der NSA-Affäre entwickelt, aber jetzt erfüllt es umso mehr beim sensibilisierten Publikum den Zweck, sich Gedanken über die Privatsphäre zu machen. „Wir zeigen, welche Nutzerdaten man bereits geteilt hat – in diesem Fall mit Google“, heißt es in der Erklärung des Tools.
Wir hinterlassen durch die Art, wie wir das Internet benutzen, eine unzählbare, aber überwachbare Zahl an digitalen Spuren, die – wenn man sie aus verschiedenen Bereichen zusammenführt – erstaunliche Einblicke liefern können. Für Werbetreibende und für Geheimdienste. Das MIT verspricht, mit diesen Daten nichts zu tun. Es wird aber auch ein Button zur Löschung angeboten. Den sollte man nutzen. Sicher ist sicher.