Facebook – Feuchter Traum der Verhaltensforschung

Wo sich Menschen in Massen versammeln, eröffnet sich ein tiefer Blick ins Sozialverhalten. Facebook mit seinen 900 Millionen Usern ist dabei das Paradies für Forscher. Das kann gefährlich werden.

Mangelnde Privatsphäre ist ja nicht nur schlecht. Im Falle von Facebook kann sie uns als Menschheit vielleicht irgendwie auch mal voranbringen. Das Social Network hat nämlich in seiner Belegschaft nicht nur Programmierer und Manager, sondern auch Soziologen. Was sie tun? Sie studieren die Aktivitäten der Facebook-Nutzer, um den Menschen und das menschliche Verhalten im Netzwerk besser verstehen zu können.

Ein soziales Experiment mit Daten von 900 Millionen Teilnehmern? Dieser feuchte Traum der Verhaltensforschung ist mit Facebook Wirklichkeit geworden. Andere Wissenschaftler schauen da mit Neid hin. Was für Experimente werden da mit uns sozialen Labormäusen durchgeführt?

Unter anderem will man banale Dinge herausfinden wie: „Welche Songs hören Menschen, wenn sie sich verlieben, was hören sie, wenn es kompliziert wird?“ So kam man zum Ergebnis, dass verliebte junge Menschen gerne Beyoncé und Bruno Mars hören. Wer Schluss gemacht hat, hört offenbar gerne die Band Mumford and Sons oder „Rolling in the deep“ von Adele.

Aber es gibt auch echte Experimente mit uns Nutzern. So wurde über mehrere Wochen in 219 Millionen zufällig ausgewählten Fällen verhindert, dass Nutzer die geteilten Links von Freunden sehen konnten. Auf diese Weise konnte mit der Versuchsgruppe herausgefunden werden, wie oft Nutzer denselben Link teilen, weil sie ähnliche Quellen und Interessen haben – ohne vom Freund beeinflusst zu werden. Die Erkenntnisse sind wichtig für das Optimieren der Viralität, also das Potenzial durch „Mundpropaganda“ allerorten bekannt zu werden.

Ein anderes Projekt wird demnächst wieder aktuell: Seit 2008 können Facebook-User in den USA ihren Freunden anzeigen, dass sie wählen waren. Zum einen sollen Untersuchungen zeigen, wie sozialer Druck uns dazu bringen kann, unsere Bürgerpflicht zu tun. Zum anderen wollen die Forscher anhand der Anmeldedaten betrachten, wie viele davon in Wirklichkeit lügen und sich nie in der Nähe eines Wahlbüros aufgehalten haben.

Nach eigenen Angaben will das Team nur die Regeln des sozialen Lebens im Web herausfinden – und man wolle keinesfalls Wege entwickeln, das Verhalten zu manipulieren. Versprochen. Aber was auch immer sich dieses Team ausdenkt und entwickelt: Wir können uns nicht dagegen wehren, wir Labormäuse haben ja mit den AGB zugestimmt.

(Visited 13 times, 1 visits today)

Leave A Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert