Wie lange muss ich solidarische Profilbilder behalten?

Letztens erzählte ich davon, dass 2,7 Millionen Facebook-User ihr Profilfoto gegen ein rosafarbenes Gleichheitszeichen ausgetauscht haben, um ihre Unterstützung für die Homo-Ehe auszudrücken, als der Supreme Court in den USA mit den Beratungen über eine Legalisierung begann. Selbst hierzulande folgten Nutzer dem Aufruf der Human Rights Campaign.

Das ist mittlerweile zwei Wochen her, und man stellt sich die Frage: Wie lange muss ich diese rosafarbene Grafik noch behalten? Was sagt es über meine politischen Ansichten, wenn ich jetzt einfach wieder in den normalen Profilfoto-Modus wechsle? Mit der Grafik hatte man allen Freunden gezeigt: Ich stehe auf für die Homo-Ehe! Aber jetzt ist die Message ja mitgeteilt – wann kann man nun zurücktauschen, ohne wie ein gedankenloser Mitläufer der Facebook-Herde zu wirken oder, noch schlimmer, als hätte ich plötzlich meine Meinung geändert, bevor das Ziel im Sommer durchgesetzt wurde?

Die Vergangenheit liefert nicht allzu viele Präzedenzfälle. 1989 gab es kein Facebook. Dass ich das Logo des 1. FC Köln in meinem Profilfoto hatte, würden zwar manche als Solidarität mit Minderbemittelten bezeichnen, die Intention war aber eine andere. 2009 gab es etwas Vergleichbares: Nutzer färbten auf Twitter und Facebook ihr Profilbild grün ein und zeigten so ihre Solidarität mit der Protestbewegung im Iran.

Von den anfangs erwähnten 2,7 Millionen haben die meisten ihr Profilbild kurz nach der Supreme-Court-Beratung wieder zurückgesetzt, wohl weil sie das Gefühl hatten, dass ihr Anliegen ausreichend verdeutlicht worden war. Manche wollen bis zur Entscheidung des Gerichts im Sommer weitermachen, andere hatten schlicht noch nichts Besseres, um es einzuwechseln. Von den Initiatoren – der vom Erfolg des Aufrufs begeisterten Human Rights Campaign – gibt es übrigens keine Ansage dazu: Man überlasse es den Nutzern selbst.

Ich finde, es hat nichts mit Inkonsequenz zu tun, wenn man das Bild nun wieder herunternimmt. Genausowenig hatte das Mitmachen mit blindem Aktivismus zu tun. Manche mögen es eine wirkungslose Aktion nennen, aber auch solch ein Statement innerhalb des Freundeskreises kann im Kleinen etwas bewirken. Künftig werden wohl viele Social-Media-Fuzzis diese Methode missbrauchen und für Werbezwecke nutzen. Aber dann denken wir zurück und sagen: Damals war dieses Social-Media-Solidaritätsding echt cool.

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