Der „Todes-Manager“, mein digitaler Nachlass

Dass die sozialen Netzwerke unser Leben tief durchdringen, wissen wir inzwischen. Nun geht Google einen Schritt weiter und widmet sich dem Fall, dass die transparente Kundschaft das Zeitliche segnet.

Google hat einen neuen Dienst vorgestellt, und der trägt den erstaunlich spröden Namen „Kontoinaktivität-Manager“. Der bessere Name wäre „Todes-Manager“: Denn mit diesem neuen Dienst können Google-Nutzer Google mitteilen, was mit ihren persönlichen Daten passieren soll, wenn man dereinst mal stirbt. „Viele denken nicht gern an den Tod, schon gar nicht an den eigenen“, schreibt Produktmanager Andreas Tuerck im Unternehmensblog. „Aber für die Menschen, die wir hinterlassen, ist es wichtig, dass wir Pläne machen.“ Der „Kontoinaktivität-Manager“ regelt also meinen digitalen Nachlass: meine Daten in meinen Google-Accounts. Entweder löscht das Tool bei Feststellung des Todes schlicht alles oder schickt es an eine oder mehrere Personen.

Doch wie stellt Google meinen Tod fest? Durch Inaktivität. Wer nichts tut, muss tot sein. Man kann hier selber den Zeitraum einstellen, den man nicht mehr eingeloggt war und selbst als hinreichendes Kriterium für das Ableben deuten würde: drei Monate, sechs, zwölf oder wie lange du auch immer es für möglich hältst, im Koma zu liegen und dann wieder aufzuwachen. Nach Ablauf dieser Zeit ohne Login leuchtet dann bei Google die Todeslampe auf. Einen Monat wartet Google dann noch, aber dann geht die Testament-Maschine los.

Das Tool klingt schlicht, aber es führt einem vor Augen, was Google alles so von uns mitbekommt. Wer viele Nutzerkonten hat, von dem gibt es ein immenses Lebensarchiv: E-Mails, Chats, Anrufe, Dokumente auf Drive, Fotos und Videos, gemachte und konsumierte, Blogeinträge, Google+-Aktivitäten. In der Zukunft könnten diese Archive ein gigantischer Schatz für Historiker sein.

Für die Angehörigen des Toten ist dieser Dienst mit Sicherheit ein Trost: Nach dem Ableben durchforschen sie die persönlichen Dinge in der Wohnung des Verstorbenen und erhalten vielleicht neue Einsichten in das Leben des Lieben. So können auch die digitalen Spuren, wie die Fotos im Picasa-Album, beim Durchscrollen viel Neues hervorrufen. Es ist quasi die 2013er-Version des Schuhkartons, den man mit vielen kleinen Schätzen unter seinem Bett aufbewahrte. Aus dem Bett wurde einfach ein Server. Aber mit diesem dem „Kontoinaktivität-Manager“ kann man nun selber entscheiden, ob sich dieser Schuhkarton selber zerstört, oder ob man den Angehörigen doch einen Blick erlaubt.

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