„Analspülung?!! Du bist ja noch schlechter als Tommy!“ pöbelt mich Sarah im Chat an. Doch sie hat unrecht: Meine Siegerquote gegen Tommy ist grandios – acht von elf Matches habe ich gewonnen. „NIEMAND ist schlechter als Tommy!“ antworte ich. Nur was die Analspülung angeht, ist ihr Spott berechtigt. Bei der Frage: „Wie lautet ein anderer Name für den Einlauf?“ wäre „Klistier“ richtig gewesen.
Was hier los ist? Wir spielen „Quizduell“. Seit ein paar Wochen DIE Smartphone-App, zeitweise vor Facebook und vor WhatsApp. Mehr als fünf Millionen Accounts gibt es. Es ist wie bei Günther Jauch: eine Frage, vier Antwortoptionen. Jedes Duell geht über sechs Runden mit jeweils drei Fragen, die Themenfelder werden abwechselnd von den Duellanten ausgewählt.
Aber man spielt nicht um Geld, sondern für die Genugtuung, schlauer zu sein als andere. Die Möglichkeit, bei jeder einzelnen Frage zu sehen, wo der Kumpel versagt hat, verursacht massenweise kompromittierenden Diss-Talk zwischen den Runden. Tommy hasst mich mittlerweile, bei Sarah bin ich jeden Tag überrascht, wie unfassbar viel Müll und Nicht-Müll sie weiß. Man kann auch gegen einen zufälligen Irgendwen spielen, aber das macht nicht mal halb so viel Spaß.
„Quizduell“ ist eine Demütigungs- und Angeber-App. Und macht deswegen einen Heidenspaß. Es ist sogar eine Funktion eingebaut, mit dem Sieg in den Netzwerken zu prahlen. Auf Twitter lese ich gerade: „Gratwanderung: den Teenager beim Quizduell gewinnen und ihm gleichzeitig auch den Glauben an die mütterliche Allwissenheit lassen wollen“ (@Kuchentante). Rund 25.000 Fragen sollen es sein (dennoch bin ich schon dreimal der Frage begegnet, wer bei „Lost“ als Erster feststellt, dass sie nicht allein auf der Insel sind), Material für viele Duelle.
Zur Recherche holte ich mir jetzt die kostenpflichtige Premium-Version. Sie zeigt mir Statistiken: Meine Achillesfersen sind die Kategorien TV-Serien, Musik und Biologie. Stark bin ich bei Büchern, Religion und Technik. Wenn man bedenkt, dass die Fragen von Nutzern eingereicht werden, sagt es einiges über sie aus, dass ich ausgerechnet in Büchern ein Quiz-Held bin. Germanistikstudenten Deutschlands, packt anspruchsvolle Fragen rein!
Von der Premium-Version rate ich aber ab: Der größte Gewinn ist das Ausblenden der Werbung, und dafür sollte man niemanden auch noch belohnen. Man erfährt zum Beispiel nichts über Schwächen der Gegner. Aber meine kennen jetzt alle. Wenn Sie gegen mich spielen wollen: Ich bin „supertoto8000“. Ich pöble auch garantiert im Battle-Chat.