Nette User sind zugleich auch langsame User. Das sagt die Softwarefirma Contactually, die für eine Studie den Tonfall in den am schnellsten beantworteten E-Mails untersucht haben.
Mit freundlichen, optimistisch eingestellten Menschen lässt es sich gut arbeiten. Es sei denn, man fängt an, mit ihnen via E-Mail zu kommunizieren. Denn nette User sind zugleich auch langsame User: Das ist die These der Softwarefirma Contactually, die auch Mail-Dienstleistung anbietet und entsprechend auf Datenmaterial zurückgreifen kann. Für ihre Studie wurden rund 100 Millionen E-Mail-Korrespondenzen zunächst daraufhin untersucht, welche positiven und negativen Begriffe am häufigsten gebraucht werden. Dabei wurden Worte wie „kümmern“ und „grandios“ als positiv und Phrasen mit Begriffen wie „verfehlt“ und „dümmlich“ als negative zugeordnet. Ursprünglich wollte man herausfinden, welche Tonart in einer E-Mail zur schnellsten Antwort führt. Das Ergebnis: Mails, die mit negativem Ton verfasst worden waren, wurden auch sehr viel schneller beantwortet. Wenn Sie also eine zügige Antwort wollen, sollten Sie sich nicht allzu lange mit Höflichkeiten aufhalten: klare Worte, schnelle Antwort, mehr Effizienz.
Nachdem man aber tiefer in den Datensatz schaute, stellte sich zudem heraus, dass Menschen, die in positiver Manier schreiben, nur 47 Prozent ihrer Mails im Posteingang innerhalb von 24Stunden beantworten. Dagegen antworten jene, die zumindest sprachlich eher negative Begriffe wählen, zu 64 Prozent noch am selben Tag. Das heißt, sie arbeiten rund ein Drittel mehr Post ab.
Mein erster Gedanke war, dass negative Mails schneller geschrieben sind. Die Aussage ist klar, und man macht sich weniger Gedanken darüber, wie die Mail verstanden werden könnte. „Ich habe kein Interesse“ dauert nur ein paar Sekunden. Eine motivierende Antwort braucht dagegen mehr Zeit und auch Energie. Doch Pustekuchen: Laut Studie sind die „negativen“ Nachrichten nicht viel kürzer als die „positiven“. Genau betrachtet, beträgt der Unterschied nur acht Prozent, schreibt der Leiter der Studie, Jeff Carbonella, im Blog.
Bei Contactually kommt man daher zu einer ganz anderen Schlussfolgerung: „Möglicherweise sind negativ gestimmte Leute grundsätzlich im Internet viel aktiver.“ Scherzhaft ergänzt er: „Das würde auch das massive Aufkommen von Trollen im Web erklären.“ Möglich, oder es ist andersrum: Menschen, die zu viel online sind, werden böse, zynisch und schnippisch.