Als um 8.34 Uhr am Morgen des 9. November 2016 im Newsroom die Meldung „AP: Donald Trump zum 45. US-Präsidenten gewählt“ auf dem Bildschirm erschien, war dies keine normale Eilmeldung, wie sie Redakteure tagtäglich erhalten – nicht nur wegen Trumps Sensationserfolg.
Journalisten haben es jeden Tag mit Tausenden von Meldungen zu tun. Manche Nachrichten sind wichtig, manche nicht. Geliefert werden sie ihnen von Nachrichtenagenturen wie Reuters, Associated Press oder der Deutschen Presse-Agentur (dpa) auf den Computer. Um in diesem Wust an Informationen den Redakteuren Hilfe bei der Einschätzung der Wichtigkeit zu bieten, werden alle Meldung mit verschiedenen Prioritäten gesendet.
Offiziell gibt es sechs Prioritäten – doch die beiden niedrigsten Dringlichkeiten werden seit etwa 25 Jahren nicht mehr genutzt.
Als früher die Telekommunikation noch analog und langsam vonstatten ging, hatte die Priorität einer Meldung tatsächlich unmittelbare Auswirkung auf die Geschwindigkeit, mit der sie über die Leitung auf das Tickergerät in der Redaktion übermittelt wurde. Bei dem damaligen Übertragungstempo reihten sich Meldungen mit hoher Priorität in der Sendeschlange vor denen mit niedriger ein. Das konnte für den Zeitpunkt, zu dem sie bei einer Zeitung oder einem Fernsehsender eintrafen, einen Unterschied von Stunden bedeuten.
Die höchste Dringlichkeit: Priorität eins
Bei der heutigen, hohen Sendegeschwindigkeit kommen die Meldungen praktisch in dem Moment beim Kunden an, in dem sie gesendet werden, meistens nur noch in unterschiedlichen Farbcodierungen für die Prioritäten. Auch das Geklingel, das früher in vielen Redaktionen mit einer Eil-Meldung – der zweithöchsten Priorität – verbunden war, ist fast überall Vergangenheit.
Die höchste Dringlichkeit – Priorität eins – heißt Blitz-Meldung. Nach der reinen dpa-Nachrichtenlehre ist sie ausschließlich „völlig überraschenden, weltweit interessierenden Ereignissen vorbehalten“. Nicht alle historischen Ereignisse laufen jedoch so ab, dass sie gleich zu einem „Blitz“-Ereignis werden, zum Beispiel die Terroranschläge vom 11. September 2001. Denn die hatten zunächst den Anschein eines „normalen“ Flugzeug-Unglücks in New York.
Seit 1951 haben es nur 27 Nachrichten zur „Blitz“-Meldung geschafft. Diese waren es:
19.10.1951: „Truman unterzeichnet Entschließung zur Kriegsbeendigung mit Deutschland“
20.8.1952: „Kurt Schumacher gestorben“
4.7.1954: „Deutschland Fußballweltmeister durch 3:2-Sieg über Ungarn“
22.11.1963: „Kennedy tot“
19.4.1967: „Adenauer gestorben“
20.7.1969: „Apollo 11 Fähre auf Mond gelandet“
27.4.1972: „Amtlich: Brandt bleibt Kanzler – keine absolute Mehrheit für Barzel“
9.8.1974: „US-Präsident Richard Nixon erklärt Rücktritt“
24.4.1975: „Botschaft (Stockholm) gesprengt“
18.10.1977: „GSG 9 befreite Geiseln“
19.10.1977: „Schleyer tot aufgefunden“
29.9.1978: „Papst Johannes Paul I. ist gestorben“
6.10.1981: „Ägyptischer Staatspräsident Sadat bei Attentat getötet“
1.10.1982: „Helmut Kohl ist neuer Bundeskanzler. Helmut Schmidt über konstruktives Misstrauensvotum gestürzt“
18.8.1988: „Das Geiseldrama ist beendet, erklärt die Polizei“
3.10.1990: „Die Deutschen sind nach 45 Jahren Trennung wieder in einem Staat vereint“
24.2.1991: „US-Präsident Bush: Ich habe die Offensive in Kuwait angeordnet“
20.6.1991: „Der Bundestag hat sich für Berlin als Parlaments- und Regierungssitz entschieden“
4.10.1993: „Die Aufständischen im Weißen Haus ergeben sich den Jelzin-treuen Truppen“
4.11.1995: „Der israelische Ministerpräsident Izchak Rabin ist tot“
2.4.2005: „Der Papst ist tot“
19.4.2005: „Ratzinger zum Papst gewählt“
9.10.2009: „Friedensnobelpreis 2009 geht an Barack Obama“
31.5.2010: „Köhler erklärt Rücktritt“
17.2.2012: „Bundespräsident Wulff tritt zurück“
11.2.2013: „Papst Benedikt XVI. gibt Pontifikat am 28. Februar auf“.
9.11.2016: „AP: Donald Trump zum 45. US-Präsidenten gewählt“