Wenn man sich als Journalist durch Polizeimeldungen arbeiten muss, ist das in der Regel sehr dröge. Sie fluten den Agenturfeed als ots oder die Mailbox als Newsletter. Und doch muss man da durch, denn zwischen der Behördensprache könnten spannende Fälle stecken. Jetzt hat es die Polizei in München mal anders gemacht: auf Bayrisch.
Heid gibts unsan Pressebericht a auf boarisch: https://t.co/48ycLeFaW4 #bolizai #minga pic.twitter.com/j72LjUfb86
— Polizei München (@PolizeiMuenchen) February 21, 2016
Und so sieht das dann aus, am besten laut vorlesen:
Pressebericht vom 21.02.2016 – Bayrisch
335. A PKW fahrt a Fußgängerin å – da Fahrer haut åb! –Neuperlach
Am Freitag, 19.02.2016, ummara neune auf d Nacht is a Autofahrer, den bisher koaner kennt, auf da Thomas-Dehler-Straße in Richtung Norden gfahrn. Agratt zur gleichn Zeit woillt a 14 Jahr oids Schuideandl bei da Thomas-Dehler-Straße vom Hans-Seidl-Platz her über d Straß geh.
Sie is direkt hinter am Linienbus, der gråd vorbeigfahrn is, auf d Straß ganga und håd dabei ned auf de andern Autos aufpasst. In dem Moment hat des Deandl a Auto ågfahrn. Da Fahrer is oafach weidagfahrn, ohne dass er se um des Madl bekümmert hätt. De 14-jährige is leicht verletzt wordn (a Hüftprellung auf da rechtn Seitn); sie habms ins nächste Krankenhaus zur ambulanten Behandlung gfahrn.
Da Verkehr had in dera Zeit, wo da Unfall aufgnomma wordn is, ohne Unterbrechung weidafahrn kenna.Zeugenaufruf:
Alle Leut, de ebbs gsehgn habm, dees da Polizei weidahelft, dass ma woaß, wia dees oiss herganga is, soill beim Unfallkommando, Tegernseer Landstraße 210, 81549 München, Tel.: 089/6216-3322, åruafa, hischreibm oder vorbeikemma.336. Autoteile abmontiert – vier Rumänen festgnomma — Untergiesing
Am Donnerstag, den 18.02.2016, ummara hoibeelfe auf d Nacht had a 55 Jahr oide Münchnerin vier Leut bei a r am Wohnmobil gsehgn, dees unter da Candidbruckn pàrkt gween war. De Viere san ihr komisch vorkemma: 3 davo habm nämlich ganz auffällig „passt“, dawei is da Vierte unter s Wohnmobil krabbelt, had dort a Zeitl umanandagwerkt und is wieder aussakemma.
De Frau dees sehgn und Polizei åruaffa war oans. De Polizistn von da Polizeiinspektion 23 warn àà glei då und habm in da Näh in a r am rumänischn Tranporter vier verdächtige Personen vorgfundn.
Na habm se de Polizistn zerscht amoi des Wohnmobil genauer ågschaugt – habm àà unt einegschaugt (weil de Frau dees ja gsehgn ghabt hat, wia oane vo de Viere druntergflackt is) und siehe da: Anlasser ausbaut!
Da danach habm s na de Ladung vom Transporter unter d Lupn gnumma und pfeigrad den Anlasser wieder gfundn!
Alle Viere (22, 24, 32 und 38 Jahr alte Rumänen) hat na Polizei vorläufig festgnumma und auf d Wach von da PI 23 bråcht. Personalien aufnehma und de Viere – weil ohne festen Wohnsitz – ins Gfängnis vom Präsidium bringa war dees oane; da Staatsanwalt im Polizeipräsidium had na àà glei Untersuchungshaft beantragt. De Vernehmungen warn dees ander: alle mitnand habm s zuagebn, dass gstohln habm.337. A bsonders schwààra Fall vo Diebstahl aus a r a Bäckerei; zwoa Leut verhaft – Waldtrudering
Am Freitag, den 19.02.2016, a Viertelstund nach Mitternacht war s scho, da habm – zu dera Zeit hellwache – Zivilbeamte vo da Münchner Polizei zwee Einbrecher in der Schwablhofstraß festgnomma. De Zwee warn grad damit beschäftigt, dass an Tresor aus a r a Bäckerei ausse tragn. Vor lauter schwààr hebm habms gar ned gspannt, dass eahna de Polizistn zuschaugn. De Zivilen habm dee Diab, beide Münchner, 29 und 34 Jahr alt, àà glei festgnumma.
Bei da anschließenden Vernehmung hat da oa àà glei oiss zuagstandn, bloß da ander hat a s Mäui ned aufbracht. D Polizei had na sofort de Wohnungen vo de Zwee durchsuacht und bei an jedm a wengerl a Marihuana gfundn. Sie san dann no – wia s im Polizeideutsch hoaßt – „erkennungsdienstlich behandelt“ wordn (Buidl, Fingerabdrück usw.), a DNA-Prob habm s àà abgebm miassn. Da zuaständige Staatsanwalt had na gsagt, dass jetz hoamgeh kànntn, weil’s an festn Wohnsitz habm und bisher strafrechtlich no ned aufgfoin san.338. A ganz a bsondere Kontrollaktion in da Schillerstraß – Ludwigvorstadt
D Münchner Polizei had Wind davo kriagt, dass in a r a Boazn znachst m Hauptbahnhof verbotene Prostitution ned bloß eigfadlt, sondern àà do weard. Nebmbei is da Polizei bekannt worrn, dass in dem Lokal Rauschgift eignumma, und àà verkafft wearn soi. Es is na aussakemma, dass dees Nachtlokal bloß vo Leut aus m arabischen und nordafrikanischen Raum bsuacht wird, aber ned bloß dees: De Betreiber kemman àà vo då.
In da Nacht vo Freitag auf Samstag (19.02. / 20.02.2016) is deszweng auf Anregung vom Kommissariat 35 (dee san zuaständig für d Prostitution) a ganz krawottische Kontrolle in dem Lokal in da Schillerstraße gmacht wordn. Da war ned bloß d Münchner Polizei da; Bereitschaftspolizei had mit Einheiten dazuaghoiffa und as Hauptzollamt München war àà dabei (de san zuständig für oiss, was mit Schwarzarbeit, Mindestlohn und am Jugendschutz zsammhängt). Ummara 80 Leut warn in dem Lokal und san kontrolliert wordn. 24 Weiberleut san verdächtig, dass dem – in dem Gebiet verbotenen – „horizontalen Gewerbe“ nachgengan. Bei oam Mannsbuild is ziemlich sicher, dass er da Zuahälta vo deene Weiberleut is. Da arbat aber jetz as Kommissariat 35 weida drå. Vier Leut san festgnomma wordn, weil s „Stoff“ dabei ghabt habm. A Briafal Koks, Marihuana in a r a Alufolie und Haschischbröckerl san gfundn wordn. Da Zoll war in seinm Aufgabengebiet àà erfolgreich: der hat a Packl Ordnungswidrigkeiten-Verfahren auf n Weg bråcht. Da Betreiber vo dera Lokalität weard a Buaßgeld vo mehrare 10.000.- Euro blecha miassn.
In da ganzn Zeit vo dem Einsatz war d Schillerstraß gschperrt.
Warum macht die Polizei sowas? Anlass hierfür war der Internationale Tag der Muttersprache am 21. Februar. Hilfe geholt hat sich die Dienststelle vom Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e.V. – es muss ja bei der Polizei schließlich alles korrekt sein.
Die Beamten der Polizei München machen überhaupt einen guten Job in den sozialen Netzwerken.
Sie informieren konkret
Verkehrsmaßnahmen wegen der 52. Münchner Sicherheitskonferenz: https://t.co/N4xXVGmVPO #MSC2016 @MunSecConf pic.twitter.com/QhXgjdvp3x
— Polizei München (@PolizeiMuenchen) February 10, 2016
Fragen nach Hinweisen
#Zeugenaufruf Am Samstag, 23.01.16, 23.00 Uhr. kam es zu #Sachbeschädigungen in der Maximiliansstr. Zeugen gesucht. pic.twitter.com/882y63qdXs
— Polizei München (@PolizeiMuenchen) January 25, 2016
Geben die Möglichkeit, live dabei zu sein
LIVE auf #Periscope: Pressekonferenz zur 52. Münchner Sicherheitskonferenz #msc2016 https://t.co/ckHGA6mRMC
— Polizei München (@PolizeiMuenchen) February 10, 2016
Zeigen Gesicht
#Polizei Einsatzleiter Christian Weis sorgt heute mit seinen ca.400 Polizeibeamten für Sicherheit #Fasching #München pic.twitter.com/KaKpfsLPjd
— Polizei München (@PolizeiMuenchen) February 9, 2016
Aber das beste Beispiel für ihre gute Arbeit ist die Lage in der Silvesternacht, als es eine Bedrohungslage gab: Es waren Informationen über einen möglichen Terroranschlag hereingekommen. Die Polizei reagierte auf Twitter prompt:
Aktuelle Hinweise, dass in #München ein Terroranschlag geplant ist. Bitte meidet Menschenansammlungen und die Bahnhöfe Hauptbahnhof + Pasing
— Polizei München (@PolizeiMuenchen) December 31, 2015
Aber nicht nur auf Deutsch. In mehreren Sprachen ging die Warnung inkl. Updates raus. Polizeisprecherin Constanze Spitzweck erklärte mir, dass in der Nacht viele Kollegen zum Sonderdienst gerufen wurden – und man griff für die Warnungen auf das Sprachrepertoire der anwesenden Kollegenschaft zurück. Ein kluger Schritt, zumal in der Silvesternacht Besucher aus aller Welt in München waren. Getwittert wurde dann auf
Polnisch:
Ludzie sa juz z tych w.w. dworców usunieci. Pociagi juz tam nie kursuja! Prosze wykonywac policyjne nakazy i ogloszenia! Dziekujemy!
— Polizei München (@PolizeiMuenchen) December 31, 2015
Englisch:
There is the danger of an attack in the area of munich, please keep away from crowds, avoid the central station and the rail station pasing.
— Polizei München (@PolizeiMuenchen) December 31, 2015
Französisch:
Il´y a le danger d´une attaque à Munich. Evite la gare centrale et la gare de Pasing et aussi la foule.
— Polizei München (@PolizeiMuenchen) December 31, 2015
Bosnisch:
Na području Minhena postoji aktualna opasnost od terorističkog napada!
— Polizei München (@PolizeiMuenchen) December 31, 2015
Kroatisch:
Molimo vas, izbjegavajte velika okupljanja, glavni željeznički kolodvor i stanicu Pasing!
— Polizei München (@PolizeiMuenchen) December 31, 2015
Italienisch:
La polizia ha fatto sgomberare la stazione centrale e la stazione Pasing. I treni non transitano piu, vi preghiamo di attenersi agli ordini.
— Polizei München (@PolizeiMuenchen) January 1, 2016
So vorbildlich, wie die Polizei München die Netzwerke zur Kommunikation mit den Bürgern nutzt, so würde man es sich in allen Städten wünschen. Sinnvoll fände ich, wenn Twitter seinen Usern bei der Ankunft in einer fremden Gegend automatisch eine Liste mit nützlichen Accounts anbietet, aus der man dann das für sich Sinnvolle auswählt – von Partyaccounts über Restaurantangebote bis zur Katastrophenwarnung. Oder Twitter könnte es auch konsequent richtig machen und immer, wenn man eine fremde Stadt betritt, folgt man für die Zeit des Aufenthalts automatisch notwendigen Accounts. Da wäre die Polizei München für mich dort auf Platz 1.
Aber auch so folge ich denen schon von Berlin aus – ursprünglich wegen des G8-Gipfels 2015, aber dann blieben sie in meiner Timeline. Und sie kommen mir viel weniger überflüssig vor, als ich es anfangs gedacht hatte.