Mein Kletterbaum war in dem kleinen Wäldchen zwischen Schafsweide und Oesdorfer Feldweg. Stephan, Raphael und ich sind da immer zusammen rauf – in einer bestimmten Reihenfolge, denn jeder hatte seinen Stammast. Auf meinem konnte ich sogar liegen. Dort saßen wir, fühlten uns erhaben, vom Boden und dem Rest der Welt gelöst – aßen M&Ms und tranken Isostar. Auf der Schafsweide hatte eine andere Bande ihren Kletterbaum, aber nie wäre jemand auf den Gedanken gekommen, auf den Baum der anderen zu klettern. Kletterbäume waren in meiner Kindheit heilig.
Neben unserem Baum standen Äpfelbäume, zu denen wir Raphael runter schickten, um welche pflücktn. Drumherum war damals alles Acker, von Bauer Decker, von dem wir uns nicht erwischen lassen wollten, denn das waren auch sein Wald und sein Obst. Heute ist dort statt Acker ein riesiger Golfplatz. Aber das Wäldchen ist geblieben.
49 Prozent aller Vier- bis Zwölfjährigen in Deutschland sind einer Umfrage der Deutschen Wildtier Stiftung nach noch nie auf einen Baum geklettert. Die „taz“ ihre Leser gefragt, ob sie Kinder kennen, die gern auf Bäume klettern. Im Artikel erzählen diese, was sie daran so toll finden.