Die Macht von Facebook ist groß. Besonders spürbar ist das für Nachrichtenportale im Internet. Bei einigen ist Facebook für rund 40 Prozent des Traffics verantwortlich – das bedeutet, dass diese Leser einen Artikel bei Facebook sehen und anklicken, wodurch sie dann auf der Nachrichtenseite landen. Dieser Traffic über Facebook verdreifacht sich jedes Jahr. Ein Segen, aber auch eine Gefahr.
Denn ändert Facebook etwas an seinem Algorithmus, kann das den davon Abhängigen sehr schaden. Ein Beispiel: Facebook benachteiligt seit einiger Zeit YouTube-Videos insofern, als nur auf Facebook liegende Videos im Stream automatisch abgespielt werden. Externer Inhalt hat aus Facebook-Sicht eben einen Nachteil: User klicken darauf und surfen dadurch woanders hin. So altruistisch ist man wohl eher nicht.
In diesen Tagen kam von der „New York Times“ die Meldung, dass Facebook mit einigen Verlagen womöglich über eine Medienrevolution verhandelt: Statt ihre Artikel auf Facebook zu verlinken, um Leser zur eigenen Seite zu bringen, hätte Facebook es gerne, dass Verlage direkt Inhalte auf Facebook selbst publizieren.
Im Gespräch sind dem Bericht zufolge zunächst die „New York Times“, „National Geographic“ und „Buzzfeed“. Offiziell heißt es, man wolle damit eine nahtlose Nutzererfahrung ermöglichen – und Zeit sparen: Vom Klick bis zum Laden des Artikels auf der Nachrichtenseite dauert es etwa acht Sekunden. Das sei zu viel.
Es geht um Geld und den Alleinvertretungsanspruch
In Wirklichkeit werden das wohl kaum die wahren Gründe für diese Verhandlungen sein. Vielmehr geht es um Geld. Facebook hatte schon vor einiger Zeit angedeutet, man wolle aus seinen 890 Millionen täglichen Nutzern mehr Kapital schlagen, mit exklusivem Journalismus auf Facebook.
Er soll die User im System halten, sie sollen weniger wegsurfen, die Verweildauer soll steigen und damit die Werbeeinnahmen. Facebook hat mehr Daten über die Nutzer, als sich irgendein Verlag ausdenken kann. Und setzt diese Daten für seine Werbeplatzierung ein. Solche gezielte Werbung bringt sehr viel mehr Geld ein als Anzeigen auf gut Glück.
„Geh dorthin, wo deine Nutzer sind“ ist in der Medienbranche das Mantra, seit es die sozialen Netzwerke gibt. Aber was, wenn wir nur noch dort sind? Dann sind wir auf dem Weg dorthin, dass man tatsächlich nirgendwo sonst mehr hinsurft. Dann ist Facebook das Internet.
Und wir Verleger müssten befürchten, dass, wenn wir nicht mitmachen (so wie YouTube), wir mehr und mehr ausgeblendet werden. Das kann Angst machen. Und die bedroht im schlimmsten Fall die Unabhängigkeit. Wir müssen aufpassen.