Das Selfie verändert Grund und Art unserer Reisen

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„Das ist Papa mit Jeans am Buffet im Hotel, das ist Papa in Badehose am Strandimbiss, und hier holt er sich gerade ein Eis.“ Solche Urlaubsberichte kennen Sie: Fotos entwickeln, abends auf dem Sofa den nicht Mitgereisten präsentieren. Heute erlebt man es eher so. „Ich und der Eiffelturm, ich am Times Square, ich mit Mickymaus.“ Was fällt auf? Während bei ersterem klar wird, warum Papa nach dem Urlaub dicker war – in letzterem Fall hat sich die Art, wie wir im Urlaub Fotos machen, geändert.

Ursache sind die sozialen Netzwerke und das permanente Potenzial der Spontanbewunderung. So ist ein Typ Urlauber entstanden, für den die Möglichkeit, Urlaubseindrücke sofort zu teilen, fast genauso wichtig ist wie die Reise an sich. Er ist im Urlaub und überlegt, welchen Teil der Reise er am besten auf Facebook, Twitter und Instagram mit dem Netzwerk teilt, um viele Likes zu erhalten.

Und so präsentiert man ein beneidenswertes Ich, eines, das sich seine Wünsche erfüllt. Und wenn er von der auf Facebook dokumentierten Reise heimkehrt, fühlt er sich bei Freunden und Kollegen wie ein Rockstar. Sie haben ja schließlich, als er noch unterwegs war, längst alle glorreichen Postings gesehen.

Wenn es kein Foto gibt, warst du nicht dort

In einer kürzlich veröffentlichten Zukunftsstudie für die Reisebranche wird festgestellt, dass Menschen tatsächlich mehr und mehr ihre Ziele nach dem Prestige-Grad auswählen – um dann dort ein Selfie zu machen als Beweis der Missionserfüllung. Die Studie sieht einen neuen Markt für sogenannte „clout-boosting breaks“, das sind mit „Posting-freundlichen Momenten vollgepackte Trips, die dem Kunden dabei helfen, sein Image in den Netzwerken aufzupolieren: „Ein Urlaub nicht für sich selbst, sondern zum Teilen.“

Als Beispiel wird ein Angebot des „Mandarin Oriental“-Hotels in Paris genannt. Das organisiert für Selfie-Fans Stadtrundfahrten mit Chauffeur; in der Limousine gibt es WLAN, sodass die Fotos zwischen dem Sightseeing direkt hochgeladen werden können.

Für die Branche ist das recht interessant, denn die sozialen Netzwerke sind zur wichtigsten Werbeplattform geworden: Ein Lächeln auf einem Selfie im Facebook-Feed hilft mehr als jeder Reisekatalog. Darum gilt es zum Beispiel, Urlauber mit Internet zu versorgen. Um für glückliche Selfies zu sorgen. Als nächsten Schritt fände ich es toll, wenn es für bestimmte Handymodelle optimierte Reiseführer gäbe. „Mit Handy X sollten Sie hier das Selfie machen, mit Handy Y am besten 25 Meter weiter südlich, erhöht auf der Parkbank, dann kriegen Sie das ganze Panorama drauf – und sich selbst natürlich.“

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