Im Kampf gegen westliche Staaten ist das Internet zu einer der wichtigsten Waffen von Extremisten wie dem Islamischen Staat (IS) geworden. Man kennt diese Facebook-Fotos von Dschihadisten mit der Waffe in der Hand, YouTube-Videos von Kampfeinsätzen in Syrien, Tweets mit islamistischen Botschaften. Doch die Extremisten scheinen nun ihre Kommunikationsstrategie zu ändern.
Nachdem mehrere Kämpfer von den westlichen Sicherheitsdiensten identifiziert werden konnten, haben IS-Anhänger die Anweisung erhalten, im Netz besser mit ihren Daten umzugehen. Denn Antiterroreinheiten waren in der Lage, dank Facebook-Informationen Kämpfer geografisch zu lokalisieren und zu identifizieren.
So konnten Behörden Beweise aus der Netzwerkkommunikation gegen diese Kämpfer sammeln und diese dann bei der Rückkehr in ihre Heimatländer gegen sie verwenden. Und das ohne eigene Quellen in Syrien, allein aus dem Internet. So wurde im November in Frankreich ein 28-jähriger Syrien-Kämpfer zu sieben Jahren Haft verurteilt – auf der Grundlage von Spuren, die er selbst im Internet gelegt hatte.
Netzwerkspuren verrieten den Dschihadisten
Die Führungskader von IS und al-Nusra sahen darum Handlungsbedarf: Sie wiesen ihre Kämpfer mit einer „Kampagne zur Vorsicht mit Medien“, so der Titel, an, bei ihren Auftritten im Netz besser aufzupassen: keine Namen von genauen Orten mehr zu twittern, Gesichter unscharf zu machen, Meta-Daten zu löschen, keine Details zu laufenden Operationen zu erwähnen.
„Sicherheitsmängel sind aufgetreten, die der Gegner ausgenutzt hat“, hieß es in dem Aufruf der Führung. „Die Identität mancher Brüder wurde gefährdet.“ Das Problem betreffe nicht nur Fotos, sondern auch Dokumentdateien und Videos.
Viele wenden sich jetzt ganz von Facebook ab. Stattdessen setzen sie mehr auf Skype oder WhatsApp, Programme, die viel schwieriger von Ermittlern abgefangen werden können. Zudem scheinen sich die Extremisten immer besser mit Verschlüsselungstechniken auszukennen, es wurden offenbar auch Experten für die IT-Sicherheit rekrutiert.
Das macht die Internet-Überwachung, die mittlerweile ein entscheidender Sicherheitsfaktor geworden ist, sehr viel schwieriger. Eine neue, perfide Technik macht sie quasi unmöglich: Botschaften, die sich kurz nach dem Absenden selbst zerstören. So etwas wie ein „Snapchat“ des Terrors. Das wird immer beliebter. Denn auch Dschihadisten haben mittlerweile Angst, ihrer terroristischen „Privatsphäre“ verlustig zu gehen.