Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen, als Google ein fantastisches Video veröffentlichte, in dem ein neues Produkt vorgestellt wurde: Es würde alle wichtigen Informationen, die man gerade so braucht und gebrauchen könnte, direkt vors Auge projizieren – Schluss mit dem ständigen Starren aufs Smartphone.
Nun, keine drei Jahre später, ist dieses Produkt namens Google Glass zum größten Witz der Technikwelt geworden, seit Benutzer von Segways ausgelacht werden, sobald sie auf den Gehwegen herumrollen. Eigentlich war für Anfang 2014 ja die Massenproduktion angekündigt, doch nun hat Google angekündigt, das Projekt zum Ende des Monat mehr oder weniger zu beenden.
Aus technischer Sicht war Google Glass eine grandiose Idee. Wer fände es denn nicht ungemein bequem, wenn die wichtigsten Infos direkt im Sichtfeld erscheinen, ohne dass man erst das Handy aus der Hosentasche kramen muss? Doch leider hat Google bei der Umsetzung von Anfang an versagt.
Schon allein das Design. Wearables, also tragbare Technologie, haben einenSchlüsselfaktor: Normale Menschen müssen sie tragen wollen. Doch Google Glass schaffte nur, dass Menschen mit diesem klobigen Ding am Auge eher dümmlich aussahen, als hätten sich soeben die Borg, die Maschinenmenschen aus der TV-Serie „Raumschiff Enterprise“ aus dem Weltraum hergebeamt.
Google Glass war einfach zu teuer
Dann hat Google bei der Ausgabe von Glass einen schlimmen Fehler begangen: Man entschied sich, das Gerät für 1500 Dollar zu verkaufen. Das führte dazu, dass nur ausgewählte und vor allem wohlhabende Techies in der Lage waren, sich eine Google Glass zu kaufen. Hieß dann: Erblickte man jemanden mit so etwas im Gesicht, war direkt klar – das ist ein abgedrehter Silicon-Valley-Trottel, oder schlimmer, einer, der es gerne wäre.
Aber der wichtigste Grund ist wohl, dass die Gesellschaft einfach nicht akzeptiert, dass das Gegenüber ständig eine Kamera auf einen richtet – ganz gleich, ob sie nun eingeschaltet ist oder nicht. Man sieht sich ständig der Gefahr ausgesetzt, gefilmt zu werden. Das ist auch der Grund, warum Träger von Google Glass immer wieder zurecht aus Bars, Restaurants und Kinos geworfen wurden.
Alles in allem ist Glass ein prächtiger Fehlschlag gewesen, wenn auch ein innovativer. Vielleicht findet Google noch Einsatzfelder in speziellen Bereichen wie der Medizin. Aber der Traum, dass alle mal mit Google Glass im Gesicht herumlaufen und damit ihr Handy überflüssig machen, der ist gestorben.