Twitter ist für den IS überlebenswichtig

US-Präsident Barack Obama hat vor den Vereinten Nationen versprochen, IS zu zerstören und den Terroristen keinen Zufluchtsort zu lassen. Doch während die von den USA geführte Allianz Angriffe auf Syrien und Irak fliegt, ist schon klar, dass Bomben allein nicht helfen werden. Der Islamische Staat hat längst seine Zuflucht: das Internet.

Als der IS im Juni den Nordirak in nur vier Tagen einnahm, waren viele von dieser Geschwindigkeit überrascht. Auch Obama sagt jetzt, er habe den IS unterschätzt. Der Terrorgruppe gelang dies, weil sie vorher über die Netzwerke genügend Kämpfer akquirieren konnten – zusätzlich zu den Truppen, die sie bereits hatten. Und im Web ist ihre Raumeroberung mindestens so schnell wie im Nahen Osten. Diese virtuelle Schlagkraft wird schwerer zu zerstören sein als die Stellungen in der Wüste.

Seit 9/11 organisieren sich Dschihadisten erfolgreich im Web. Sie koordinieren Aktionen, tauschen Infos aus, rekrutieren und propagieren. Doch meist in passwortgeschützten, geheimen Foren. IS erst brachte den Online-Dschihad aus den dunklen Ecken des Internets ans Tageslicht, in die sozialen Medien. Dahin, wo sich seine Verlautbarungen über Dutzende Accounts grenzenlos weiterverteilen können.

Twitter ist für die Terroristen besonders wichtig

Da ist zum Beispiel das Al-Hayat-Media-Center, die mediale Propagandazentrale des IS. Über Twitter verschickte sie dschihadistisches Material wie Onlinemagazine, E-Books, Mitteilungen der Führungsriege und Aufrufe zur Teilhabe, auf Arabisch, Englisch, Deutsch, Bosnisch, Russisch, Indonesisch und in anderen Sprachen. Zudem gibt es IS-Twitter-Accounts mit lokalen News speziell für einzelne Städte in Syrien und Irak, über die IS gezielt Sunniten vor Ort für ihre Idee zu begeistern versucht. In vielen Ländern hat der IS Leute, die dort als Muttersprachler Stimmung machen und für neu Rekrutierte Vorbilder sind.

Twitter ist für den IS ein Überlebenskriterium geworden. Als das Netzwerk nach dem Mord an Journalisten mehrere Propagandaaccounts sperrte, wurde das Unternehmen und sogar einzelne seiner Mitarbeiter von Islamisten offen bedroht. Trotz der Sperrungen konnte IS seine Videos weiterverbreiten. Auch die Aufnahmen von der Enthauptung der französischen Geisel gingen über Twitter. Die Nachricht ist klar: Ihr könnt uns nicht aufhalten – Nicht auf dem Schlachtfeld, nicht im Internet.

Der Westen scheint dem gegenüber machtlos zu sein. Das US-Außenministerium versuchte es zuletzt mit der Social-Media-Kampagne „Think again, turn away“, bei der verstörende Gewaltvideos, auch von Enthauptungen, gezeigt wurden. Dieser Versuch, potenzielle Rekrutierungen zu verhindern, endete in unproduktiven Debatten mit den Trollen des Dschihads. Der IS ist eine völlig neue Art von Gegner. Getötete Kämpfer werden durch Onlinerekrutierungen ersetzt. Das wird nie enden. Um die Schlacht zu gewinnen, muss der Westen diese Quelle stoppen. Bevor auch im Internet das Kalifat ausgerufen wird.

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