Die Paypal-AGB ist länger als „Hamlet“ – so kann das nicht weitergehen

Annehmen, akzeptieren, alles ok. Wer scrollt da nicht einfach nach unten, um die allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) bei einer App-Installation wegzuklicken? Doch das kann sehr gefährlich sein.

Kürzlich hat sich eine Firma ins Stadtzentrum von London gestellt und Passanten kostenloses WLAN angeboten. Mit einer Falle namens „Herodes-Klausel“. Umhüllt in Juristensprache, stand in den AGB geschrieben, dass jeder, der den Gratiszugang nutzen wolle, seinen Erstgeborenen abtreten müsse. Experiment geglückt. Natürlich.

Die Aktion zeigt, dass ziemlich keiner sich die Mühe macht, die AGB zu lesen. Dabei kann man auf Erstaunliches stoßen: Soerlaubte sich die Bank of America bei ihrer App offenbar, mit dem Handy des Kunden Aufnahmen zu machen und Anrufe zu tätigen. Auch wenn es keine Hinweise auf die Nutzung dieser Macht gibt, ist eine solche Willkür beunruhigend.

Dagegen kann man wenig tun: Wer einen Dienst nutzen will, ist zum „Ja“ verdammt. Es sei denn: Viele protestieren gemeinsam. Instagram veränderte einst eine Passage: Alle Fotos, die hochgeladen werden, gehen in den Besitz des Unternehmens über. Was für den Spaßknipser okay ist, ist ein großes Problem für professionelle Fotografen. Es gab einen großen Aufruhr – groß genug, so dass Instagram die Passage zurücknahm.

Der Kunde wird selbst zur Ware

Doch nicht alle Unternehmen reagieren so sensibel auf die Gefühle der User. Warum auch? Im Kostenlos-Internet haben sich die Paradigmen geändert: Der Kunde wird zur Ware. Und dem stimmt er per Klick zu. Wer Dinge umsonst will, muss woanders Abstriche machen.

Gut wäre, wenn man von diesen Abstrichen auch wüsste. Tatsächlich wird alles hinter verklausulierten Paragrafen versteckt. Man kann es also keinem User verdenken, dass er da aufgibt. Auch der Länge wegen: Die AGB von Paypal zum Beispiel gehören zu den schlimmsten im Web.

33.500 Worte, bestehend aus Nutzungsbedingungen, Datenschutzgrundsätzen, Nutzungsrichtlinien, Käuferschutz und Verkäuferschutz. Damit ist dieses Vertragsstück länger als Shakespeares „Hamlet“! Laut einer Studie müssten wir76 Tage pro Jahr aufwenden, um alle AGB zu lesen, die uns im Alltag begegnen. Und das nur, um Angry Bird auf meinem Handy zu spielen?

Wir brauchen dringend die Kurz-AGB. In 200 Worten müssen Firmen doch erklären können, worauf sich der Kunde einlässt. Das wäre dann nicht nur nutzerfreundlich, sondern auch ehrlich.

(Visited 4 times, 1 visits today)

Leave A Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert