Was Journalisten von Open Source lernen können

rechercheEin transparenter Journalismus ist möglich: Reporter teilen ihre Recherchen auf Online-Plattformen. Jeder kann sie dort nachlesen, prüfen und daran weiterarbeiten. Das System hat sich schon bewährt.

Sie kennen Open Source-Software. Das sind solche Programme, die den sonst geheimen Code jedem offenbaren, der sich dafür interessiert. Damit kann er das Programm selbst bauen oder bei dessen Weiterentwicklung helfen. Diese Philosophie hat viele Projekte schneller, günstiger und präziser gemacht. Was in der Informationstechnologie funktioniert, kann auch im Nachrichtengeschäft einiges verändern und besser machen. Nur ist es statt Open Source eben Open Journalism.

Wie beim Open Source geht es um die Einbindung in den Prozess der Entstehung und um die Teilnahme an ihrer Weiterentwicklung. Denn Journalismus ist heute viel mehr, als bloß Texte zu schreiben, die dann einfach nur gelesen werden. Damit dieses Mehr passieren kann, sollten Journalisten die Daten und Informationen, die hinter ihren Geschichten stecken, offen zur Verfügung stellen.

Es gibt bereits gute Beispiele dafür, wie zuletzt ein Artikel der „New York Times“über die militärische Aufrüstung der Polizei im Rahmen der Ferguson-Berichterstattung. Zusätzlich zum Text haben die Autoren all ihr Recherchematerial auf der Onlineplattform GitHub hochgeladen, wo es jedermann frei anschauen kann.

Journalismus mit mehr Ideen

Eigentlich ist GitHub ein Ort, wo Programmierer ihre Codes hochladen, um zusammen mit anderen daran zu arbeiten. Das Web verschafft hier jedem Zugang zum selben Grundmaterial und ermöglicht es, eigene Ideen damit umzusetzen. Und so geschah es auch bei dem Recherchematerial der „New York Times“.

Die Redakteure luden die Informationen hoch, die ihnen Behörden über Lieferungen von Militärausrüstung an Polizeiwachen zusandten. Daraus kreierten die Journalisten große USA-Karten, die zeigten, wo die Polizei mit schwerem Gerät aufgerüstet wurde. Aber es auch kamen Anfragen von Lokalzeitungen, die genau wissen wollten, wie es bei ihnen vor Ort aussehe. Also luden die Autoren das Material frei zugänglich hoch, und andere Zeitungen konnten damit ihre eigenen Geschichten schreiben. Diese Arbeitsweise schafft Transparenz, durch die die Schlussfolgerungen des Journalisten nachvollziehbar wird.

Open Journalism schafft auch Überprüfbarkeit, das heißt: Jeder kann die Fakten checken und korrigieren. Und er schafft Wiederverwendbarkeit: Der Anwender kann die Informationen nutzen und auf ihrer Basis völlig neue Projekte angehen. Open Journalism ermöglicht ein großdimensionales Mehr-Augen-Prinzip mit mehr Gehirnen und mehr Ideen. Und am Ende einen besseren Journalismus für uns alle.

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