War es richtig, dass Twitter das IS-Video von Foleys Tod löschte?

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Letzte Woche veröffentlichte IS ein Video, das die Hinrichtung des Journalisten James Foley zeigte. Der Amerikaner war vor zwei Jahren im Irak entführt worden. Das Video und Screenshots daraus wurden von den Tätern in die sozialen Netzwerke gepumpt, um für Verbreitung zu sorgen. Die meisten journalistischen Medien, die „Welt“ eingeschlossen, entschieden sich, die Aufnahmen nicht zu zeigen, nirgends zu posten.

Am Tag darauf reagierten Twitter und YouTube: Sie versuchten, alles Material zu löschen und Nutzer zu sperren, die es teilten. Doch bei allem guten Willen: Stoppt das Unterdrücken von Bildmaterial die Verbreitung von brutaler Propaganda? Oder verwehrt Twitter seinen Nutzern nur zu sehen, was vor sich geht? Eine nicht einfache Frage.

Sozialer Marktplatz oder Rohinfo-Quelle?

Nun, nicht einfach ist auch die Frage danach, als was man Twitter und YouTube betrachtet. Als Fernsehen oder als Rohinfo-Quelle? Sobald es zu einer großen Nachrichtenlage kommt, verwandelt sich Twitter vom sozialen Marktplatz zur Informationsquelle. Alle Entscheidungen, die das Unternehmen dabei trifft, haben Auswirkungen auf das Wissen der Nutzer.

Wollen wir wirklich soziale Plattformen, die selbst entscheiden, was wir sehen sollten und was nicht? Sind sie in der Lage, eine solche Entscheidung zu treffen, die sonst in der Hand von erfahrenen Journalisten liegt?

Natürlich ist das Leben einfacher, wenn Twitter, YouTube und Facebook schon vorweg unschöne Dinge herausfiltern. Sie haben die Macht, Dinge einfach verschwinden zu lassen, und glauben, diese Macht für das Gute zu nutzen. Sie schützen uns vor Gewalt und Abgründigem? Was es nicht im Stream gibt, gibt es auch nicht?

Die Macht dem User

 

Sich selbst keine Gedanken mehr darüber machen zu müssen, ob man sich damit beschäftigen will, ist bequem. Es ist aber auch naiv. In einigen Fällen könnte uns solch ein System Dinge vorenthalten, die wir wissen müssen. Warum die Bilder von Foleys Tod nicht in die Nachrichten gehören, liegt auf der Hand. Aber sollten Twitter und YouTube Beiträge offline nehmen, weil sie Gewalt zeigen? Wer bestimmt bei denen, was Gewalt ist?

Das Web 2.0 wird von seinen Nutzern gemacht. Und so sollten wir User der Filter sein. Twitter ist gerade in der Zeit des „arabischen Frühlings“ zur wichtigen Waffe für Meinungsfreiheit und liberalisierte Informationsbeschaffung geworden. Als solche fungiert es auch gerade bei den Unruhen in Ferguson.

Doch im Fall IS scheitert Twitter daran, den Weg zwischen Zensur und Informationsfreiheit zu finden. Die Entscheidung, was in unserer Gesellschaft politisch korrekt ist und was nicht, sollten wir nicht irgendwelchen namenlosen Angestellten in den Hauptquartieren in San Francisco überlassen. Die Entscheidung liegt bei uns, den Usern.

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