Mein Facebook ist voll mit Videos, in denen sich Menschen kübelweise Eiswasser über den Kopf schütten oder schütten lassen.
Neuerdings sind auch viele bekannte Gesichter darunter: Mark Zuckerberg, Bill Gates, Oprah Winfrey, Tim Cook, Elon Musk, Jeff Bezos, um nur ein paar zu nennen.
Sie machen beim #icebucketchallenge mit – ein Social-Media-Phänomen, mit dem nun Spendengelder für die Forschung zur Heilung von ALS (Amyotrophe Lateralsklerose, eine degenerative Nervenerkrankung, die zu Lähmungen und schließlich zum Tod führt) gesammelt werden soll.
Die Regel ist einfach: Entweder du spendest 100 Dollar oder du spendest nur zehn, aber schüttest dir Eiswasser über den Kopf, machst davon ein Video und forderst darin andere heraus.
Challenge mit bösen Nebenwirkungen
Schon den ganzen Sommer begleiten uns solche Challenges in den Netzwerken. Leider auch in den Nachrichten. Im Frühjahr wurde dazu aufgefordert, in kalte Seen zu springen. In Minnesota tat dies ein 16-Jähriger, er sprang ins Eis – und tauchte nicht mehr auf.
Im Juli geschah es im Münsterland, dass ein Kegelklub bei diesem fröhlichen Wettbewerb einen ganz besonders lustigen Beitrag kreieren wollte: Die Mitglieder standen um einen Biertisch herum, dann sollte ein Bagger mit 2000 Liter Wasser in der Schaufel eben dieses über sie schütten. Doch der Bagger kippte, ein 34-jähriger Familienvater starb.
Bei der #icebucketchallenge nun geht es Gott sei Dank um ein weniger gefährliches Spektakel, schließlich sollen es nur Eimer sein, und eigentlich geht es um Aufmerksamkeit für ALS. Und tatsächlich hat die ALS Association vermeldet, dass in den letzten zwei Wochen 1,35 Millionen Dollar an Spenden zusammenkamen. Normalerweise sind es 22.000 in einem solchen Zeitraum.
Verrückt für einen guten Zweck
Ein großer Erfolg für eine noch unheilbare Krankheit, an der in Deutschland rund 6000 Menschen leiden. Der wohl bekannteste ALS-Patient ist der Physiker Stephen Hawking, in Deutschland waren der Maler Jörg Immendorf und der Fußballprofi Krzysztof Nowak daran erkrankt. Mit dem Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit für diese Krankheit erfüllt die Internetverrücktheit hier mal einen guten Zweck.
Dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass es vielen eher um Narzissmus geht als um Altruismus. Der Hinweis in den Videos auf ALS wirkt wie ein Disclaimer im Nebensatz. Wichtig scheint zu sein, seine eigene Verrücktheit zu zeigen. Und wie gut man womöglich im nassen T-Shirt aussieht.
Man kann aber auch so Gutes tun, ohne Hype, ohne Eiskübel. In Deutschland zum Beispiel unter www.als-hilfe.org.