Auch Rihanna war dabei als die Nationalmannschaft den WM-Titel holte. Während des Turniers mauserte sie sich nach und nach zum Edelfan der deutschen Elf. Und feuerte ihre „German Boyz“ und „Mario Baby“ lauthals auf Twitter an. Nun war sie beim Finalspiel im Maracana dabei, sogar auf der After-Show-Party im Teamhotel. Auf Twitter sah man sie cool mit Mario Götze posieren.
Miroslav Klose steht auf einem Foto neben ihr und scheint sich zu fragen, wer diese Frau ist und warum sie überhaupt seinen WM-Pokal in der Hand hält. Alles wurde auf Twitter geteilt, von ihr, von ihren Fans, und auch vom @DFB_Team.
Twitter war bei dieser WM präsent wie nie, ein klarer Gewinner.
Das Social Web war dieses Mal für viele wichtigster Begleiter: für letzte Updates, für Infos jenseits der Zeitlupe, und natürlich um selbst die eigene Teilhabe zu verbreiten. Besondere Vorfälle wie ein schönes Tor, eine rote Karte, ein unberechtigter Elfmeter oder der Biss des uruguayischen Stürmers Suárez wurden heiß diskutiert.
Facebook – uralt
Kein Spiel zeigt diese neue Dynamik von Twitter so sehr, wie das Halbfinale gegen Brasilien (#BRAGER): Mit 35,6 Millionen Tweets über 90 Minuten wurde es zum meistdiskutierten Sportevent aller Zeiten. Und beim Finale erlebte Twitter einen neuen „Most-tweeted-moment“-Rekord: 618.725 Tweets pro Minute wurde abgesetzt, als der Schiedsrichter das Finale beendete und Deutschland als Weltmeister feststand.
Lange Zeit lief Twitter unterm Radar der meisten Internetnutzer in Deutschland, rund sieben Prozent waren vor der WM angemeldet, so die letzte Information. Im Gegensatz zu den USA, wo Twitter sehr erfolgreich ist, fehlten hier lange die Prominenten, deretwegen viele den Mehrwert an dem Netzwerk sehen. Deutlich mehr nehmen den Nachrichtendienst auch hierzulande jetzt wahr: Mit der WM ist diese Wahrnehmung – auch durch die Einblendung von Tweets in Fernsehsendungen und Nachrichtenartikeln – deutlich größer geworden.
Massen an deutschen Schauspielern, Sportlern und Politikern, von Jan-Josef Liefers über Andrea Petkovic bis zum Außenminister, teilten ihre Euphorie auf Twitter und unterstützten das deutsche Team, wo fast jeder Spieler einen Account hat. So war bei den Tweets des verletzten Reus förmlich zu spüren, wie er daheim mitfieberte. Während des Turniers war jedes Spiel Trending Topic bei Twitter, bei Facebook dagegen sucht man oft lange nach der WM in den Trends. Für mich hat Facebook hier auch seine Echtzeit-Relevanz verloren, da mir beim Login oftmals uralte Postings von gestern angezeigt werden.
Ein weiterer Indikator für den Erfolg: Seit WM-Start ist der Börsenkurs von Twitter um 30 Prozent gestiegen. Anleger spüren, dass noch einiges in diesem Jahr zu erwarten ist. „2014 wird die erste Twitter-WM“, sagte Rowan Barnett, Chef der Marktentwicklung von Twitter Deutschland, vor Turnierstart. „Man spürt den Puls der WM am deutlichsten auf Twitter.“ Er sollte recht behalten. Auf Twitter, und über Rihanna.