Sitzt da am anderen Ende von „Talking Angela“ ein Kinderschänder?

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Letzte Woche erzählte mir eine Kollegin von ihrer zehnjährigen Tochter, in deren Schule Kinder plötzlich panische Angst vor der App „Talking Angela“ hätten. Sie hätten gehört, dass dahinter ein Pädophiler stecke, der die Kinder aushorche, durch die App schaue und sie mit der Kamera im Kinderzimmer beobachten würde.

So gingen solche Warnungen auf Facebook, WhatsApp und anderen Foren herum: „Vorsicht vor dieser App!!! Sie wurde von Pädophilen gehackt! Prüft Handys und iPads eurer Kinder!” Unruhe und Panik bei Kindern und Eltern. Dabei wurde längst von mehreren Seiten erklärt, dass es sich um eine Fake-Meldung handelt. Was steckt nun dahinter? „Talking Angela” ist eine sprechende Katze. Es ist ein für Teenager konzipierter Chatbot – das sind Programme, mit denen man sich schriftlich oder mündlich unterhalten kann.

Die künstliche Intelligenz ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass das Gegenüber beim Antworten wie ein echter, menschlicher Gesprächspartner wirkt.
Gefahr oder Schulhofquatsch? Ich hielt die Panik erst für übertriebenen Schulhofquatsch. Habe aber dann doch mal herumgegoogelt und mir das Programm angeschaut. Tatsächlich: Die Macher von „Talking Angela”, Outfit7, haben das erstaunlich gut hinbekommen. In einem Interview sagte ein Mitarbeiter von Oufit7, er könne verstehen, dass Nutzer deshalb empfänglich seien für die Gerüchte: „Die Genauigkeit der Antworten lässt eben stutzig werden, ob hinter diesem Grad an Intelligenz nicht doch am anderen Ende ein Mensch sitzt, der da live antwortet. Sie können nicht glauben, dass solche Reaktionen automatisch von einer Software kommen können.” Zu den Pädophilen-Vorwürfen sagte der Programmierer: „Millionen Menschen nutzen Angela täglich, so viele Pädophile könnten wir zum Live Chat gar nicht anheuern.”

Die App hat Zugriff auf die Handykamera

Dass Eltern dennoch nervös sind, ist nachvollziehbar: „Angela” fragt das Kind auch nach dem Namen und nach dem Alter. Außerdem hat die App Zugriff auf die Handykamera: die nutzt sie, damit die Katze auf Gesten reagieren kann. Die Nutzung der Kamera wollen die meisten Chat-Apps, damit man damit Fotos machen und verschicken kann. Aber es ist richtig, immer auch zu hinterfragen, warum eine App diese und jene Zugriffsrechte auf das Handy haben will. Schon letztes Jahr gingen die Gerüchte über „Talking Angela” um, schon damals waren sie falsch. Passen Sie auf bei hysterischen Meldungen. Aber seien Sie immer achtsam.

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