Winamp darf nicht sterben

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Eine Nachricht hat mich diese Woche wehmütig gemacht: AOL will am 20. Dezember den ehrwürdigen Musikplayer Winamp einstellen. Manche wunderten sich bei dieser Meldung eher, dass es Winamp überhaupt noch gibt. Vor 15 Jahren begann die Ära des Players, der nach jeder neuen Installation eine Tondatei abspielte: „Winamp, it really whips the llama’s ass!“

Mich trifft diese Nachricht, weil ich Winamp immer noch benutze. Zu Hause auf Windows XP , auf meinem Handy, auf der Arbeit als MacOS-Version. Ich erinnere mich, wie ich vor vielen Jahren diesen Musikplayer mal ausprobierte, von dem damals alle sprachen. Installierte ihn auf Windows und verglich die Tonqualität: Dasselbe Lied spielte ich mit Winamp, dem Realplayer, Foobar, Windows Mediaplayer und iTunes ab. Foobar gewann, iTunes verlor, aber ich blieb bei Winamp. Denn es verbraucht weniger Ressourcen und ist bis ins Detail personalisierbar. Man kann sogar entscheiden, mit welchem Audio-Codec die Musik abgespielt wird.

Seit ich begann, Musik auf meinem PC zu digitalisieren, habe ich die Datei-Benennung und MP3-Vertaggung penibel auf Winamp optimiert. Die Kombination von rasend schneller Suchfunktion und Playlist-Management per Shortcuts war die treibende Kraft unserer WG-Partys. Importiere ich meine Musik dagegen bei iTunes, sieht es aus, als hätte ein Betrunkener die Dateien beschriftet. Außerdem fragt mich Winamp nicht nach meiner Kreditkartennummer. Es war immer mein treuer Begleiter, als Version 1 und 2 – die Unfallversion Nummer 3 habe ich, wie fast alle damals, gehasst. Aber die Entwickler von Nullsoft reagierten: Sie vereinten die Vorteile von 2 und einige Innovationen von 3 und machten daraus die bis heute stabile Version 5 (2+3=5).

Doch nun kommt das Ende. Durch Auslöschung: AOL will die Seite winamp.com offline nehmen, also nicht einmal die Möglichkeit lassen, den Player in Zukunft herunterzuladen und zu installieren. Das ist traurig. Nicht weil es in der Zwischenzeit keine guten Alternativen geben würde, sondern weil hier ein wichtiges Stück Internetgeschichte verschwinden soll. So wie einst Geocities, das nur noch als Screenshots und in Wikipedia existiert. Hoffnung gibt hier nur Microsoft: Kurz nach der Todesankündigung kam die Meldung, dass Redmond erwägt, Winamp zu übernehmen und fortzuführen. Das Lama würde sich freuen.

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