User-Hass auf das neue Design von Yahoo Mail

Die Fachpresse ist sich ausnahmsweise einig: Das neue Design von Yahoo Mail sieht phantastisch aus. In guter Marissa-Mayer-Manier unterwarf man den E-Mail-Dienst einer umfassenden Umgestaltung. Minimalistisch, schicke Schriften, ohne Tabs, den “Drucken”-Button raus dem sichtbaren Bereich. Jetzt wirkt alles aufgeräumt, so sauber wie Google-Mail. Es liest sich wie ein guter und wichtiger Schritt für den zweitgrößten Mail-Dienstleister der Welt: Yahoo-Mail hat 289 Millionen Nutzer, Google-Mail 304 Millionen.

Doch leider finden die User das alles nicht so richtig gut. Sie hassen es sogar. Nachlesen kann man diesen Hass auf der von Yahoo eigens für Feedback zum neuen Design eingerichteten Diskussionsseite. Es finden sich dort Zehntausende Beschwerden, von Häme über Programmierfehler bis leidenschaftliche Apelle, auf das alte Design zurückzustellen, oder zumindest einige der gewohnten und bewährten Funktionen. Der topplatzierte Diskussionsbeitrag trägt den Titel “Gebt uns bitte die Tabs zurück” (zur Organisierung des Postfachs) – knapp 60.000 klickten hier, dass sie derselben Meinung sind. Mehr als 13.000 unterstützen die Forderung, die Leiste für Textformatierungen wieder nach oben zu packen. Andere suchen verzweifelt den Print-Knopf, um eine E-Mail auszudrucken.

Die Empörung erreichte auch change.org, die weltgrößte Petitionsplattform, wo Mayer um die alte Version angefleht wird. Bis Sonntag kamen rund 25.000 Unterschriften zusammen. Der entscheidende Satz: “Wir wählten Yahoo, weil wir Google Mail nicht nutzen wollen, doch genau das ist jetzt daraus geworden.”

Immer bringen Veränderungen auch laut pöbelnde Hater mit sich. Und womöglich kommt die schweigende Mehrheit sogar ganz gut mit dem Redesign klar und meistert nach ein paar Minuten die Umgewöhnung. Doch in diesem Fall haben Marissa Mayer und ihr Team beim Versuch, der Marke mehr Pep zu verpassen, die seit Jahren treuen Yahoo-User unterschätzt. Nutzer, denen unter anderem die Druckfunktion wichtiger ist als ein flashy Redesign.

Marissa Mayer ist 2012 angetreten, den Konzern vorm Untergang zu retten, und hat seitdem viele von der Fachwelt gelobte Entscheidungen getroffen. Doch hier zeigt sich, dass sie mit dem Internet-Dino in einem Dilemma steckt: Während sie versucht, viele neue junge Kunden heranzuholen, darf sie die alten User nicht vergessen. Solche, die das Altbekannte den neuen Trends vorziehen. Wenn Mayer ihnen das, was sie an Yahoo liebten, wegnimmt, könnten sie schneller weg sein, als neue Nutzer nachkommen können.

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