Ich bin wieder zurück im Jahr 2008. Denn mein Super-Smartphone ist kaputt. Also musste ich mein Notfall-Handy ausbuddeln: Kein Hightech der letzten oder gar vorletzten Generation (denn die pflege ich nach einem Jahr bei Ebay zu verkaufen), sondern mein altes Mobiltelefon von Nokia, das E51. Ein sogenanntes Chocolate-Bar-Handy, mit richtigen Tasten zum Draufdrücken und einer Tastensperre, die man mit der Stern-Taste aufhebt. Damals benutzte fast jeder die Handys des finnischen Herstellers, denn die Geräte hatten zwei entscheidende Stärken: immer Netz und immer Akku.
Die jungen Menschen von heute werden es zwar kaum glauben können, aber zu jener Zeit konnte man ein ganzes Wochenende lang verreisen, ohne dass man sein Ladegerät mitnehmen musste – der Handy-Akku hielt locker mehrere Tage durch. Prozessorleistung war bei der Kaufentscheidung noch völlig irrelevant, denn es gab einfach noch keine anspruchsvollen Apps. Die aufwendigsten Programme auf dem Handy sind der Webbrowser und eine ziemlich abgespeckte Symbian-Version von Google Maps. Aber keine Spur von Whatsapp oder ähnlichen strom- oder geheimnisfressenden Apps. Damals hat man sich noch fleißig SMS geschrieben. Und wie. Man sprach vom chronischen SMS-Daumen.
Statt Touchscreen und vollständigem Keyboard funktionierte die Texteingabe mit den Tasten 2 bis 9, und wer geübt war, konnte das sogar blind. Versteckt unter der Schulbank, auf dem Fahrrad, in der Kirche. Ich hatte das Handy offenbar seit vielen Jahren nicht mehr in meiner Hand gehabt: Denn der Blick in den SMS-Posteingang des Mobiltelefons brachte mir einen ziemlich großartigen Zeitkapsel-Moment. SMS von Freunden, die mich damals zu Partys einluden oder mir von dort ihre aktuelle, ziemlich of angeheiterte Befindlichkeit mitteilten, und süße SMS von so mancher jungen Dame, deren Existenz ich schon längst in die Ecken meines Langzeitgedächtnisses verschoben hatte. Es stecken viele schöne Erinnerungen in diesem Posteingang, und die Nachrichten offenbaren auch den Zauber, den SMS heute immer noch haben. Während man heute bei Whatsapp in einer Live-Chat-Situation ist, in der man auch immer sieht, ob der andere online ist und gerade schreibt, steckt in der SMS viel Diskretion. Kaum einer hatte sein Handy damals so eingestellt, dass es verriet, wann eine Nachricht seinen Empfänger erreichte.
Nun schreibe ich also seit einigen Tagen wieder SMS mit T9. Und freue mich über die teilweise verrückten Vorschläge, die mir das T9-Wörterbuch liefert. Immer wieder kommen so schöne Werke dabei heraus wie „Bio im Bade“ statt „Bin im Café“, „Anna, süd mich an!“, und Suse freut sich, dass T9 aus ihrem Namen direkt „Süße“ macht. Herrlich.