Taliban patzen bei CC und BCC im E-Mail-Verteiler

Das kennt jeder: Eine kleine Unachtsamkeit beim Versand heikler elektronischer Post und schon wird es peinlich. Oder lebensgefährlich – wenn einer der Adressaten ein afghanischer Warlord ist.

Dieser Fehler ist Ihnen vielleicht auch einmal passiert: Sie wollten an verschiedene Leute eine E-Mail schicken, wobei die einzelnen Empfänger für die anderen unbekannt bleiben sollten.
Aber dann ist es passiert: Die Namen und E-Mail-Adressen landeten irgendwie doch im CC-Feld. „CC“ steht für „carbon copy“, auf Deutsch ist das der Durchschlag, den man einst mithilfe des Kohlepapiers bei der Schreibmaschine erhielt. Eins dieser alten Dinge, die das Internet aus der analogen Bürowelt übernommen hat.

Will man nun aber in einer E-Mail, dass die Empfänger anonym bleiben, muss man das Feld mit der Beschriftung BCC benutzen, „blind carbon copy“. So nannte man es, wenn an der Schreibmaschine beim Eintragen weiterer Empfänger das Kohlepapier herausgenommen wurde.

Dieser Unterschied zwischen CC und BCC wurde nun auch einem Taliban-Sprecher beim Versenden einer Presseerklärung schmerzhaft bewusst: Kari Yousuf Ahmadi hatte letzte Woche eine E-Mail weitergeleitet, die er zuvor von seinem Kollegen Zabihullah Mujahid erhalten hatte.

Doch statt wie sonst in BCC kopierte Ahmadi alle Adressen in das CC-Feld. Und plötzlich wusste jeder Empfänger, wer denn sonst noch so auf der Mailingliste der Taliban-Öffentlichkeitsarbeit steht. Normalerweise nutzen die Taliban diesen Verteiler, um sich zu Anschlägen auf Afghanistan und ISAF zu bekennen, dieses Mal war der Inhalt harmlos.

Dennoch gefiel einem Mann der Fehler direkt nicht so sehr: Der Journalist Mustafa Kazemi twitterte kurz darauf: „Auf der veröffentlichten Empfängerliste der Taliban sind all meine vier E-Mail-Adressen. Ziemlich beruhigend für meine Sicherheit.”

Rund 400 Empfänger hatte die E-Mail, die meisten von ihnen Journalisten. Aber es waren auch die Adressen eines Provinzchefs, eines afghanischen Abgeordneten, verschiedener Gelehrter und Aktivisten darunter – und die des afghanischen Warlords Gulbuddin Hekmatyar, dessen aufständische Organisation Hesb-i-Islami für mehrere Attacken gegen westliche Koalitionskräfte verantwortlich sein soll. Insgesamt also Persönlichkeiten, die man selten gemeinsam auf derselben Party sieht.

Bleibt nur zu hoffen, dass keiner der Beteiligten den nächsten größten anzunehmenden Unfall in der E-Mail-Korrespondenz gemacht hat: allen antworten. Denn wohl niemand will einem Warlord mit Massenmails auf die Nerven gehen.

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