Das richtige Social-Media-Rezept kann entscheidend sein. Die Republikaner haben das aus der US-Wahl 2008 gelernt. Doch das Innovative in diesem Wahlkampf ist eigentlich eine Methode der Werbebranche.
Erinnern wir uns noch einmal an die US-Wahl von 2008. John McCain trat für die Republikaner an, die Vorzeichen waren gut: Ein verdienter Senator, Vietnam-Veteran, ein Held für Amerikaner.
Wäre er 20 Jahre früher angetreten, hätte das zum Sieg gereicht, doch nicht im 21. Jahrhundert. Denn dort traf er auf diesen Obama, charismatisch und mit einer entscheidenden Waffe: Social Media. Sie machte ihn bekannt – und zur Ikone. Mit ihr war er in der Lage, die jungen Wähler zu überzeugen. Social Media macht Barack Obama zum US-Präsidenten.
Dieses Mal machen auch die Republikaner mit beim Wahlkampf in den sozialen Netzwerken. Denn auch Romney weißt: Das Hochhalten und Küssen von Babys ist nicht mehr genug, man muss auch online zu Nähe bereit sein. Obama führt im Cyberwar: Er hat 32 Millionen Fans auf Facebook und 21 Millionen Follower auf Twitter, Romney nur 10 Millionen beziehungsweise 1,5 Millionen.
Beide nutzen die Plattformen, um ihre Botschaften an die User zu bringen, aber auch, um irgendwie lustiger und menschlicher zu wirken. Derweil sind die Gattinen auf Pinterest unterwegs: Michelle Obama postete dort an ihrem 20. Hochzeitstag das Foto von der Trauung, Ann Romney kommt dagegen mit ihren Lieblingsrezepten für patriotische Kuchen. Und der Amtsinhaber hat sogar eine Playlist beim Musikservice Spotify.
Damit sollen nicht nur die angesprochenen Bürger überzeugt werden, sondern auch deren Freunde in den sozialen Netzwerken. Keine Kampagne kann soviel leisten wie ein inspirierendes Posting eines Freundes; selbst Retweets haben eine phänomenale Effizienz in Sachen Glaubwürdigkeit.
Das Innovative in diesem Wahlkampf ist eigentlich eine Methode der Werbebranche: Microtargeting. Wer im Web surft, hinterlässt Spuren. Auf diese Daten greifen die Wahlkampfteams zu und können so dem Bürger individuell angepasste Wahlwerbung anbieten. So sieht die Mutter aus Wisconsin, die den Hypbrid-Toyota Prius fährt, Michelle im Garten, die lateinamerikanische Studentin einen Banner auf Spanisch und der SUV-Fahrer, dem auf Facebook Fox-News gefällt, womöglich gar nichts von Obama.
Nach Ansicht von unabhängigen Social-Media-Experten liegt Obamas Digital-Strategie weit vor der Romneys. Das kann gerade in den Swing States bedeutsam sein. Man erinnere sich: Die Bush-Wahl 2000 wurde durch 537 Stimmen in Florida entschieden. 537 Likes, die Gore auch gerne gehabt hätte.