Second Screen ist das Bügeleisen des Social Web

Während der Fernseher läuft, diskutieren die Zuschauer über Facebook, Twitter und Co. Damit werden Sendungen wie ”Wetten, dass?” und „Tatort” vom passiven TV-Konsum zum interaktiven Erlebnis.

Ich habe „Wetten, dass..?“ mit Tom, Maya, Sebastian und Andre geschaut. Kurz war auch der Nowi da und schimpfte, als Düsseldorfer, über Lanz’ fürchterlichen Düsseldorf-Eröffnungswitz („höhere Pelzdichte als in Grönland“). Und doch war ich dabei die ganze Zeit ganz allein in meinem Wohnzimmer.
Aber ich bin nicht schizophren, ich nutze Second Screen! Wo Tom, Maya, Sebastian, Andre und Nowi nun während der Show waren, weiß ich immer noch nicht, aber wir diskutierten fast die ganze Show lang: auf Facebook.

So wie wir surfen mittlerweile viele Zuschauer beim Fernsehen parallel im Internet. Zum Beispiel für Infos: Sie lesen Live-Ticker, schauen Bilder, googeln Namen.

Und eben zur Kommunikation – und die besteht meist aus Lästereien. Maya machte der S-Bahn-Junge aggressiv, Tom der Einsatz von Cindy aus Marzahn, und Sebastian hatte Mitleid mit dem Treckerfahrer. Bei „Wetten, dass..?“ hatte ich anhand der Aktivitäten auf Facebook das Gefühl, dass mein halber Freundeskreis am Samstag das Zweite eingeschaltet hatte.

Laut einer neuen Studie sind tatsächlich knapp 49 Prozent der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen gelegentlich online, während das Fernsehprogramm läuft. Für die Sender ist Second Screen das Thema schlechthin: die Transformation des Fernsehens vom passiven Konsummedium zum interaktiven Erlebnis. Auf diese Weise bekommt der Zuschauer eine engere Bindung zur Sendung.

Das sieht man vor allem bei den „Tatort“-Fans. Während Klara Blum ermittelte, twitterten diesen Sonntag etwa 120.000 User über den Fall, und dabei war das noch ein niedriger Wert, was wohl an Klara Blum liegt.
Ab 19 Uhr wird mit Spannung getwittert, dann werden die Ermittlungsmethoden seziert, und hinterher gibt es Kurzkritiken. Auch das ZDF versuchte am Samstag, den User stärker zur Interaktion zu bewegen, mit der hauseigenen Second-Screen-Internetseite zu „Wetten, dass..?“: In diesem Live-Ticker liefen synchron zu dem, was gerade im Fernsehbild zu sehen war, weiterführende Informationen wie Kurzbiografie oder Tweets, die der Promi just abgesetzt hatte.

Daneben liefen Diskussionen von Usern, die sich lieber dort statt auf Facebook herumtrieben. Inhaltlich waren sie dann aber ebenso wie wir Lästermäuler. So wird es bestimmt auch bei der nächsten „Wetten, dass..?“-Ausgabe sein. Dann vielleicht auch wieder mit Tom, Maya, Sebastian, Andre und Nowi – wo auch immer sie sind.

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