Der Bettina-Wulff-Effekt bei Kates „Closer“-Fotos

Das britische Königshaus dürfte in PR-Fragen eigentlich gut beraten sein. Doch die rechtlichen Schritte gegen die „Closer”-Fotos führten dazu, dass das Interesse an den Nacktbildern gewaltig anstieg.

Ziemlich enthüllende Wochen, die die britische Königsfamilie gerade erlebt. Erst sammelte Prinz Harry. Tausende „Kronjuwelen“-Scherze, nachdem Handyfotos des Adeligen beim Nacktbilliard in Las Vegas beim US-Promiportal „TMZ“ auftauchten. Nun hat ein französisches Magazin heikle Aufnahmen von Prinz William und seiner Frau, Kate Middleton, veröffentlicht: sonnenbadend in der französischen Provence, oben ohne – beide!

Laut Aussagen der königlichen Familie waren sie in einer abgelegenen Villa. Das Magazin „Closer“ pocht dagegen darauf, dass ein engagierter Fotograf mit einer guten Kamera die Bilder von der Hauptstraße hätte schießen können. In Fotografie-Foren wird gemutmaßt, dass womöglich eine Kamera-Drohne zum Einsatz gekommen sei: leise, unauffällig, von weiter Entfernung steuerbar – und von Datenschützern längst kritisch betrachtet. Das königliche Haus nannte die Bilder „verstörend und nicht zu rechtfertigen“ – hoffentlich empfindet Kate „verstörend“ nicht als Beleidigung.

Warum interessieren wir uns dafür? Weil die Royals rechtliche Schritte gegen „Closer” angekündigt haben, in der Hoffnung, das würde die Verbreitung der Bilder verhindern. Das Problem ist nun, dass Maßnahmen zum Schutz der eigenen Privatsphäre erst recht den Fokus auf die Angelegenheit lenken. In Deutschland nennen wir das neuerdings den Bettina-Wulff-Effekt.

Die Beliebtheit eines Themas kann man in Echtzeit bei Twitter beobachten: Geben wir die Suchphrase „kate topless” ein, ergibt sich, dass es zum Zeitpunkt des Publizierens am 13. September kaum Aufmerksamkeit für das Thema gab: nur maximal 35 Tweets pro Stunde. Erst am Tag danach, als London öffentlich mit rechtlichen Schritten drohte, kam das Thema auf rund 800 Tweets pro Stunde in der Spitze. Und natürlich war „Kate Middleton” dann auch Trending Topic auf Google. Mittlerweile hat sich auch der Online-Erotikfilm-Anbieter „Youporn” bei „Closer” gemeldet und angekündigt, „die Geldbörse weit zu öffnen”, um an die Bilder zu gelangen.

Was lernen wir daraus: Wer sich um den Schutz seiner Privatsphäre bemüht, könnte einen Schuss nach hinten erleben. Hätte der Buckingham Palast nicht interveniert, wäre das Thema vielleicht nie so groß geworden. Laut BBC wurden einigen britischen Zeitungen die Fotos angeboten, aber sie hätten abgelehnt. Man sieht, auch im Internetzeitalter müssen Journalisten nicht alle Informationen verwenden, die sich anbieten.

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